INTERVIEW STEVEN BERKOFF (INQUISITOR)

Was ist für Sie das zentrale Thema der Geschichte „HENKER“?
Es ist eine sehr ungewöhnliche und komplizierte Geschichte eines Dorfes in Zentraleuropa in Zeiten eines furchtbaren religiösen Konflikts. Es ist eine Geschichte der Intoleranz und zeigt welche Folgen es hat, wenn Angst und Terror eine kleine Stadt beherrschen.. Für mich hat das Drehbuch Ähnlichkeiten mit Arthur Millers Stück “Hexenjagd”.

Wie schon in vielen anderen Rollen davor, spielen Sie wieder einen sehr dunklen, mächtigen Charakter – den Inquisitor. Würden Sie nicht auch mal gerne einen liebevollen, mitfühlenden Charakter spielen?
Nein, auf gar keinen Fall! Ich liebe das, wofür ich gecastet wurde! Wenn nach all den Jahren mich die Menschen als das empfinden, dann ist es wie mit dem Werk eines Malers. Goya, zum Beispiel, war bekannt, diese enormen Gemälde von Missbrauch, Schmerz und Tragödie zu malen. Als Schauspieler müssen Sie Ihr eigenes Ziel finden, und es hat Schauspielern wie Humphrey Bogart, James Cagney, Edward. G. Robinson nicht geschadet, sie spielten immer dunkle Charaktere. Auf gewisse Weise wird das deine Funktion. Zudem hat die Darstellung des „Bösen“ den Vorteil, dass man seinen weiblichen Komparsinnen nicht immer sagen muss „ich liebe Dich“, um mit ihnen ins Bett gehen zu können.

Warum entscheiden Sie sich für eine Rolle?
Hauptsächlich arbeitet man wegen der Gage, um ein Einkommen zu haben – aber manche Filme habe ich abgelehnt. Mit diesem Drehbuch war es was anderes. Ich glaube, es ist eine sehr intelligente, würdige, mutige und kraftvolle Geschichte. Ich dachte, das ist ein Drehbuch, das ich unbedingt machen möchte.

Die Geschichte ist eine harte Kritik an der Kirche – gegen Fundamentalismus? Spielen Religiosität und Spiritualität auch eine Rolle in Ihrem Privatleben?
Sehr viel sogar. Ich würde mich aber nicht als religiöse, sondern vielmehr als spirituelle Person bezeichnen.

Sie haben bereits in vielen Hollywood- Produktionen mitgewirkt – gibt es einen besonderen Unterschied zwischen den Hollywood- und den Europäischen Produktionen?
Nicht wirklich, die technischen Methoden sind überall gleich. Es gibt vielleicht einen Unterschied im Temperament, in der Art und Weise, und im ästhetischen Wert, der viel mehr in europäischen Produktionen beachtet wird. Manchmal kommt es in Amerikanischen Produktionen vor, dass es hauptsächlich darum geht, dass die Produzenten alles checken, überwachen und dauernd irgendwelche Mitteilungen an den Regisseur senden. Ich bevorzuge mehr die Weise, in der hier gearbeitet wird. Es ist menschlicher, interessanter.

Sechs europäische Länder ko-produzieren diesen Film, sechs Sprachen werden am Set gesprochen, der Regisseur ist aus der Schweiz. Gibt es ein Problem mit der Kommunikation zwischen all diesen Nationalitäten und Sprachen?
Auf amerikanischen Filmsets wird zwar meistens nur Englisch gesprochen, aber man versteht sich darum nicht unbedingt besser. Hier kommunizieren wir in sechs Sprachen, vereint sind wir aber alle in dem Gefühl an etwas Großem zu arbeiten. Zudem machen viele Kräuter die Suppe würziger, denn nicht jeder Eintopf hält war er verspricht.


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